§ 28. I. Nordafrika, — b) Das Wüstengebiet Nordafrikas._31
Die Bewohner der Wüste sind im W vorwiegend Hamiten (Tuarik oder
Jmoschagh), in der Mitte Sndanneger (Tibbu), im 0 vorwiegend Araber.
Das wichtigste Verkehrsmittel ist das einhöckerige Kamel, das „Schiff der Wüste",
das in einer Stunde etwa 4 km zniücklegt. Es liefert auch Wolle. Die Karawanen-
wege führen meist nach Timbnktü und an den Tsädsee.
2. An den Syrien senkt sich die Sahara in der Landschaft Tripolis un-
mittelbar an das Mittelländische Meer. Ostlich davon dehnt sie sich mit der an
Viehweiden reichen Platte von Bärka am weitesten nach N.
Beide Gebiete sind türkische Provinzen.
Die Stadt Tripolis ist wichtig als Ausgangspunkt der Karawanen, die über
Mürsuk (s. o.) an den Tsädsee und in die Haussaländer ziehen.
3. Zum Wüstengebiet gehören auch
Ägypten und Nubien.
Ägypten und Nubien sind Teile der Sahara. Sie werden vom
Nil durchströmt und bilden, soweit die Flnßbewässemng reicht, eine zu-
sainmenhängende Oasenlandschaft (Bild 26). Das ist ganz besonders
in Ägypten der Fall, dessen fruchtbarer Boden ein jedes Jahr
wiederholtes Geschenk der Nilüberschwemmung ist.
Der Hauptfluß, der Weiße Nil, sammelt seine Quellen int Viktoria-
See und im Albert-See. Er nimmt beim Eintritt nach Nubien den aus
Abeffinien kommenden Blauen Nu* auf und durchfließt mit vielen Strom-
schnellen im gewundenen L-Laus Nubien, ein Steppen- und Wüsten-
land, das nur in den Flußtälern fruchtbar ist. Seine weichen Kalk- und
Sandsteine lieferten den Ägyptern die Bausteine zu den Pyramiden. Nubien
steht heute unter der britisch-ägyptischen Sudäuherrschast.
Nach Uberwindung der letzten Stromschnellen in der Nähe des
Nördlichen Wendekreises tritt der Nil in ein höchstens auf 25 km er-
weitertes Tal (Bild 26), das gleichbedeutend ist mit Ägypten.
Dieses wird im 0 von der Arabischen Wüsteuplatte, im W von der
Libyschen Wüste oft sehr eng und steil eingeschlossen. Die Mündungsarme
umrahmen das von den Griechen benannte Delta, das langsam ins Mittel-
meer hinauswächst. Dieses ist etwa P/gmci! so grizß wie das Königreich
Sachsen und außerordentlich dicht bevölkert, obwohl es größtenteils noch ein
niedriges, sumpfiges Weideland mit großen Strandseen ist.
Die Nilüberschwemmnngen. Wenn die in Habesch niederfallenden Wasser-
Massen in Ägypten anlangen, tritt der segenspendende Strom drei Monate, Juli
bis September, dann noch einen vierten Monat durch die vom Sudan anlangenden
Hochwasser, im ganzen vom Juli bis Oktober, aus seinen Ufern, so daß er mit seinem
fruchtbaren Tonschlamme den Boden überdeckt. So ewig verjüngt, lockte das ägyp-
tische Niltal schon in den ältesten Zeiten zum Ackerbau, der wiederum die Eigenart
der alten ägyptischenkulturhervorries. Heute bringtägypten die reichsten
Ernten an Baumwolle (Bild 17), Getreide, Zuckerrohr (Bild 15) und
Datteln (Bild 25) hervor. Es ernährt eine äußerst dichte Bevölkerung.
1 D. i. (vom Schlamme) trübe.
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34
Iii. Afrika.
§ 30—31.
4. Durch Zuflüsse des Nil ist auch Abessinien oder Habesch, ein groß-
artiges Alpenland, die „afrikanische Schweiz", mit dem Nil-Sudan
verknüpft. Wegen seines Gebirgsbaues kann man Abessinien mehr zu Ost-
afrika rechnen.
Diese bis zu 4600 m ansteigende nördliche Fortsetzung der ostafrikanischen Berg-
Massen besteht aus mächtigen vulkanischen Gesteinen über Urgesteinen und alten
Sandsteinen. Große und kleine Tafelländer und Tafelberge, in wunderliche Spitzen
und Türme verwittert, herrschen vor. Im Täna-See sammelt der Blaue Nil
seine Quellwasser.
Die meist christliche, tapfere Bevölkerung, semitischen (südarabischen) Ursprungs,
treibt Ackerbau (Mais, Reis, Weizen, Wein, Datteln, Kaffee, Baumwolle) und ist
sehr geschickt und fleißig im Gewerbe. Ihre Kultur befindet sich in schnellem
Aufschwung. ** Addis Abeba ist die Residenz des Kaisers.
d) Oberguineaküste und Kamerun.
§ 39. 1. Die Oberguineaküste ist fast überall flach und versandet.
Die Flußmündungen sind meist durch Sandbänke verstopft. Das heißfeuchte
Klima birgt für Weiße Gefahren.
Von den Bewohnern (Bild 40) sind die Kruneger aus der armen Neger-
republik Liberia wichtig für Europäer, da sie fast die einzigen Neger sind, die aus
Schiffen und Faktoreien Dienste nehmen.
Der allgemeine Name der Küste ist heute Ölkllste. Die Mündungs-
arme desnigir heißen Olflüfse, denn hier herrscht die wertvolle Olpalme vor.
Französische und britische Kolonien wechseln an der Küste ab. Die
größte von ihnen ist das Britische Nigeria.
Hier liegt der wichtigste Handelsplatz der Küste *Lagos.
Zwischen französischem und britischem Gebiet liegt die deutsche Kolonie Togo.
Es ist eine aufblühende Handels- und Pflanzungskolonie und die einzige überseeische
deutsche Besitzung, die keiner Reichszuschüsse bedarf (Buntbild S. 72 und § 49a).
Im innersten Winkel des Guineabusens liegt die gebirgige, als Gesundungs-
station wichtige spanische Insel Fernando Po.
2. Auch das deutsche Kamerüngebiet liegt größtenteils im Sudan. Es
reicht von der Bucht von Biäsra bis zum Tsädsee. Seine Größe erreicht
nicht ganz die des Deutschen Reiches (§ 49b). In ihm erhebt sich als
nordwestlicher Pfeiler Südafrikas der Kamerünberg etwas über 4000 m
(§ 49b,2 und Bild 39).
2. Südafrika.
§ 31. Das südafrikanische Hochland steigt von N nach S an, aber
nicht gleichmäßig. Es weist drei durch Bodenschwellen getrennte
Flußbecken auf: imn das riesige Becken des wasserreichen Kongo (Fig.7),
in der Mitte das des Sambesi, im S das des Oränje. Die Randgebirge
im W sind schmaler und niedriger als im 0. An beiden Seiten und im S
fallen sie in Stufen zur Küste ab. Der Fuß der östlichen und teilweise der
westlichen Gebirge ist von einem schmalen Streifen Tiefland umsäumt.
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5. Jnnerasien. — a) Die Randgebirge.
57
Wirtschaftliches. Die von der Küste entfemt wohnende Masse des Volkes nährt
sich von Ackerbau (Reis Md 31], Tee [23tld 33], Gerste, Weizen), Seiden-
raupenzucht, Viehzucht und Bergbau (Kohlen, Kupfer), dazu von Hausgewerben
(Lackwaren, Töpferei). Vom Küstenland aus bahnt sich ein mächtiger und schneller
Umschwung zum Großindustriestaat (Baumwoll-, Seiden-, Papier-, Eisen-
industrie, Schiffbau) an, der am Welthandel seinen Anteil fordert. Den Verkehr
vermitteln wie in Europa hauptsächlich Eisenbahnen, Post und Telegraphen.
Siedlungen. f Tokio, d. i. Osthauptstadt, ist in den alten Stadtteilen schmucklos
und unansehnlich, von dörflichem Aussehen, in den neuen eine moderne Großstadt.
Die Haupthäfen für den Auslandsverkehr sind: das China nahegelegene fnagasäki^
auf Kiuschiu (Bild 34), ffköbe, -s-Osaka, der Hafen von ffkiöto, und ffjoko-
häma, der Hafen Tokios, auf Hondö.
5. Jnnerasien.
§ 44. Jnnerasien ist das zusammenhängende hochgelegene Ge-
biet der abflußlosen Wasserbecken und der diesen Raum rings um-
wallenden Randgebirge. Die Gewässer der Randgebirge fließen teils
nach den Meeren, teils nach den abflußlosen Seen Westasiens ab.
a) Die Randgcbirge.
Der Himalaja^ reicht vom Durchbruchstale des Indus bis zu dem des
Brahmaputra. Er ist reichlich doppelt so lang wie die europäischen Alpen.
Durch die Arten der Gesteine, durch die Dreizahl der Ketten (innere Kette, nörd-
liche und südliche Vorkette), durch die großartigen Erscheinungen der Vergletscherung
und die Verschiedenheit der nördlichen und der südlichen Randlandschaften ist er den
Alpen ähnlich. Er unterscheidet sich von ihnen dadurch, daß er für die Ströme
nicht die Wasserscheide abgibt, sondern von ihnen nach 8 durchbrochen wird,
ferner durch die Armut an Seen und tief eingeschnittenen Pässen.
Der Himalaja (Bild 35) ist das höchste Gebirge der Erde. An seiner
Südseite erhebt sich der eisumpanzerte Mount Everest smaunt ewereßt]
zu 8800 m.
Im W zieht ihm parallel die riesige Mauer des Kettengebirges Kara-
korüm^, das den zweithöchsten Berg der Erde aufweist, den Godwin Austen
[godwm ast'n] (8600 m). Der Karakorüm tritt im W nahe zusammen mit
dem Hinduküsch und dem Pamirs einem seenreichen und von breiten
Mulden durchzogenen Hochland (5000 m). Auch der Tienschans dessen
Ketten fächerartig nach Nw sich öffnen, nähert sich ihm im W.
Auch im 0 ist Zentralasien abgeschlossen: 1. durch die meridional strei-
chenden Ketten des östlichen Tibet, die sich nach Hinterindien fortsetzen,
2. durch Randgebirge, von denen das Ehingan^fchingän]-Gebirge das
längste ist.
, Nr. 16. — 2 D. i. Wohnung des Schnees. Wb. Hölze! Nr. 32. —
D. i. Schwarzes Gebirge. — * D. i. türkisch = windige hohe Wüste. — 5 5). i. Himmels-
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Extrahierte Personennamen: Godwin
Extrahierte Ortsnamen: Europa Tokio China Tokios Westasiens Kara- Zentralasien Tibet Hinterindien
1. Vorderasieri.
43
durch die Landenge von Sues, mit Amerika und dem Anstral-
festlande durch eine Inselbrücke verbunden. Drei Halbinseln
weist wie bei Europa der 3 auf: Arabien, Vorderindien,
Hinterindien, drei auch der 0: Korea, Kamtschatka und
Tschnktschen-Halbinsel, zwei der N, eine der W: Klein-
asien.
Die umgrenzenden Meere und Meeresteile zeigt die Karte.
Die natürlichen Landschaften. Zwei Drittel Asiens
gehören dem in seinen Hauptmassen zusammenhängenden,
hochaufragenden Lande an, sie sind Hochländer und gewaltige
Gebirge. Sie bieten die großartigsten Beispiele von Faltungen
der Erdrinde und tragen die höchsten Berggipfel der Erde,
f Der mächtige, gebirgige Kern des Erdteils trennt vier
A Hauptteile: West-, Nord-, Ost- und Südasien und bildet
Jj selbst einen fünften: Jnnerasien. Endlich liegen im Sw alte
Kulturländer, die wegen ihrer Beziehungen zu Europa den
f" Namen „Vorderasien" erhalten haben (im Gegensatz zu den
0 lange unbekannten übrigen Gebieten des Erdteils, zu „Hinter-
asien").
So ergeben sich sechs natürliche Einzellandschaften des Erd-
? teils, die an Bodengestalt, Klima, Pflanzendecke, Tier-
^ welt, Bewohnern und Kultur grundverschieden sind.
Das dem Tiefland angehörende Drittel bildet nicht wie in
J_ Südamerika ein zusammenhängendes Gebiet, sondern ist,
^ abgesehen von kleinen Küstenniederungen, auf fünf gefon-
1 derte Räume verteilt, die sämtlich am Rande des Erdteils
^ liegen.
•£ Den größten Raum davon nehmen das Sibirische Tiefland
^ und das Tiefland von Turän ein. Im Sw liegt die schmale
£ Mesopotamische Tiesebene, zwischen Himalaja und Dekhan
^ Hindostän und im 0 das Chinesische Tiefland.
oö
1. Vorderasien.
§ 39. Die Ostgrenze zieht man von Südosttnran nach
der Jndusmündnng. Afrika verwandt sind die ungefalteten
Tafelländer Arabien, Palästina und Syrien und das
Tiefland bis an den Fuß der armenischen und persischen
Nandgebirge. Die kleinasiatischen, armenischen und
iranischen Gebirge sind gefaltete Landmassen, die
nach Sw jäh abfallen. Ihre Ränder sind meist höher als
, das Innere und darum reicher an Niederschlägen. Das
j Innere hat viele abflußlose Gebiete mit Salzseen,
Steppen und Wüsten.
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Extrahierte Personennamen: Vorderasieri
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Europa Hinterindien Korea Kamtschatka Asiens Europa J__Südamerika Dekhan
^_Hindostän Chinesische_Tiefland Afrika Palästina Syrien Niederschlägen
44
Iv. Asien.
a) Die vorderasiatische Wüstentasel.
Sie ist das Verbindungsglied zwischen Enrasien und Afrika. Ihre
Lage ist für den Weltverkehr wichtig, dem durch die Durchstechung der
Landenge von Snes eine äußerst wichtige Straße eröffnet wurde (§ 217).
Das vorderasiatische Tafelland besteht wie das afrikanische meist aus Gneis
und Granit, darüber sind in vielen Gebieten gewaltige Decken von vulkanischen Ge-
steinen ausgebreitet. Der arabische Wüstensand wird durch die Verwitterung immer
neu geschaffen.
1. Arabien ist die größte Halbinsel der Erde, fünfmal fo groß wie
das Deutsche Reich. Die Grenzen zeigt die Karte. Es ist ein Tafelland
und hat ebenso wie Afrika erhöhte Ränder. Diese fangen namentlich im
Sw die Feuchtigkeit der Seewinde ab und sind meist in einiger Entfernung
vom Meere mit fruchtbaren Landschaften geschmückt. Bekannt ist das gesegnete
Terrassenland Jemen. Der meist die Halbinsel bestreichende Nordostpassat
ist hier an sich ein trockener Wind und weht aus kälteren Erdräumen in
wärmere Gegenden, gibt darum keine nennenswerten Niederschläge
ab. So ist das Innere trocken, und die nur bei Gewitterregen Wasser-
führenden Flußbetten, Wadi, sind Trockentäler (Bild 27). Die Halbinsel
ist vorwiegend eine Wüste, die im 8 von Sanddünen erfüllt ist. Nach
Nw und besonders in der Mitte treten die Oasen zahlreicher auf. Dann geht
die Wüste allmählich in die Syrische Steppe über.
Die keilartige Halbinsel Sinai ist von felsigen, ernst und schroff empor-
ragenden Bergen erfüllt, aber fast durchweg Wüste.
Die Bewohner der Wüste sind mohammedanische Semiten. Die nomadischen,
räuberischen Beduinen, die reinsten Vertreter der arabischen Rasse, gefährden oft
die Kamelkarawanen der in Städten seßhaften Händler und der Pilger. Ihr Wohl-
stand besteht hauptsächlich in ihren Schafherden, die von einer Steppenweide zur
anderen getrieben werden.
Staatlich unabhängig von der Türkei sind:
a) Oman, dessen von England beeinflußter Herrscher in der Handels- und Hafen-
stadt Maskat wohnt, dem Hauptsitze der Perlenfischer.
d) Der britische Küstenanteil mit dem wichtigen Freihafen Aden, einem Haupt-
sammelplatz der Dampferlinien.
c) Im oasenreichen Nedsched das Reich der Wahabiten.
Alles übrige Land beansprucht die Türkei. Der Hasen *Dschidda am
Roten Meere führt die Pilger zur „Mutter der Städte", zu Mohammeds Geburtsort
**Mekka (Käaba). *Med:na ist die Grabesstadt Mohammeds. Eine Bahn von
Damaskus nach den „heiligen Städten" längs der Pilgerstraße ist schon weit nach 3
im Betriebe.
Im wasserreichen Küstenland Jemen, dem „Glücklichen Arabien", gedeihen
Kaffee, der nach dem früher blühenden Ausfuhrhafen Mocha Mokkakaffee heißt,
und Harze von Myrrhen und duftenden Weihrauchbäumen.
Die Sinai-Halbinsel gehört zu Ägypten.
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§ 39. 1. Vorderasien. — a) Die vorderasiatische Wüstentafel. 45
2. Südsyrien oder Palästina, das an Häfen arme Küstengebiet bis zur
Halbinsel Sinai, ist von einer langen, schmalen und tiefen Senkung^, in
der vom Antilibanon der Jordan durch zwei Seen zum Toten Meere
hinabfließt, in zwei Teile getrennt.
Die an Schwefel und Steinsalz reichen Ufer des dunkelblauen Toten Meeres
sind fast durchweg steil, die Wasseroberfläche liegt 400 m unter dem Meeresspiegel,
seine tiefste Bodenstelle — 800 m. Das Salzwasser des Sees hat einen widerlichen
Geschmack.
Die Grabensenke setzt sich nach 8 und im Meere längs der Ostküste der
Halbinsel Sinai' fort.
Zu beiden Seiten der Grabensenke liegen in Höhe von 500—1000 m Kalk-
steinschollen, die im S höher sind und zwischen dem Jordan und der Küste das
teilweise karstartige Tafelland von Palästina bilden.
Die Bevölkerung besteht größtenteils aus mohammedanischen Semiten
mit arabischer Sprache.
In fast 800 m Höhe liegt hier **Jeuifcilem2 (Bild 29). Von den Ein-
wohnern sind etwa ein Viertel Juden. Die durch eine Eisenbahn mit Jerusalem
verbundene Hafenstadt ist Jäfa. Deutsche Ackerbaukolouisteu bauen Südfrüchte
und Wein.
Im ostjordanischen Hinterland von Palästina bilden die Kalksteine
und Basaltflächen Steppen oder Steinwüsten.
3. Nordsyrien. Syrien wird im N begrenzt durch die Bergrandlinie
vom Golf von Jskenderün znmenphrät. Die Steppe des Hinterlandes
ist unterbrochen durch die an Sümpfen, Seen und Baumwuchs reiche Senke
von Damaskus (700 m). Ostlich von dieser beginnt die graurote Wüste.
Die nördliche Fortsetzung der Jordansenke, das „Hohle Syrkn",
trennt den steil abfallenden Antilibanon vom Libanons dessen höchste, ans
Schutthalden aufsteigende Häupter (3300 m) glänzende Schneehauben tragen.
In Stufen fällt der Libanon zum Meere ab: hier liegt das Land der alten
Phöniker, ein mit Weinreben, Ol- und Fruchtbäumen gesegneter schmaler
Küstenstreifen mit guten Häfen, der die Bewohner auf das Meer wies,
l Siedlungen. Nordsyrien, das ebenso wie Palästina bei künstlicher Bewässerung
reiche Ernten zeitigt und ein treffliches Viehzuchtland sein könnte, gehört zum Tiirki-
schen Reiche. Die Syrer sind ein Mischvolk vorwiegend semitischer Abkunft. Der
Mittelpunkt des Handels in Nordsyrien ist faleppo, die viertgrößte Stadt der
Asiatischen Türkei, ein sauberer, auch von vielen Christen bewohnter Ort, in der
Mitte das prächtige fdamäskus4, das „Auge des Ostens", die drittgrößte Stadt
der Asiatischen Türkei. Die Eisenbahnverbindung mit fbeirut15, dem Haupthafen
der ganzen Küste, hat seine Bedeutung als Ausgangspunkt der Karawanen noch
erhöht.
4. Stromland des Enphrat und Tigris. Unter Mesopotamien, dem
„Zwischenstromlands", versteht man heute das Tiesland vom Fuße der
1 Solche schmale und tiefe Versenkungen von Erdschollen heißen Gräben oder Graben-
senken. — 2 D. i. Befestigte Stadt. Wb. Lehmann Nr. 19. — 3 D t. Weißer Berg. —
4 D. i, Betriebsamkeit (Damast, Damaszener Klingen). — 5 D i. die Brunnen.
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66 Iv. Asien. § 46.
c) Der tropische Monfimgürtel: der regenreiche S und 0 des Festlandes
und Südarabien.
6) Das Mittelmeergebiet mit Sommerdürre und nach 0 hin abnehmen-
den Winterregen: der größte Teil Vorderasiens.
6. Die Pflanzenwelt ist der großen Ausdehnung des Erdteils und der Oer-
schiedenartigkeit des Rlimas entsprechend sehr mannigfaltig. Sibirien hat in der
Flora mit Mittel- und Nordeuropa große Ähnlichkeit, Vorderasien, die Zeimat
des Kern- und Steinobstes, mit den mittelmeerischen Gebieten Europas.
Diemonsünprovinz nimmt nach N und 0 hin an tropischer Fülle allmählich
ab. Der mittelasiatische Steppengürtel geht durch Arabien zur Sahara über.
7. Auch die Tierwelt Asiens ist wegen der Größe des Kontinents und
der Verschiedenheit des Rlimas ebenso mannigfaltig wie die Pflanzenwelt.
In Sibirien entspricht sie der nordosteuropäischen, ist aber an wertvollen
Pelztieren viel reicher. Von Afrika hat sich der Löwe in Südwestasien ver-
breitet. Krokodile finden sich vom Indusdelta bis in das Strombecken des
Iantsekiang und im Austral-Asiatischen Mittelmeer. Charakteristisch für
den Erdteil ist der Tiger, der die Hochebene von Iran, Turan, Innerasien,
China, beide Indien, Sumatra und Java als gefährlichstes Raubtier be-
herrscht, 2. die Fülle giftiger Schlangen im Monsüngebietk Innerasien
ist die Heimat des vak, des Pferdes und des zweihöckerigen Ramels. Indien,
Borneo und Sumatra beherbergen de:: Elefanten und das Nashorn, der
ganze Erdteil bis nach Sibirien hinein besitzt zahlreiche Antilopen- und pirsch-
arten. Menschenähnliche Affen leben auf den beiden größten Sunda-Infeln.
8. Mineralwelt. Asien ist reich an Steinkohlen, die besonders in China,
Nord- und Westasien, in Sachalin, Japan und in Vorderindien gefunden
sind. Sibirien ist eins der wichtigsten Goldländer. Zinn liefern Malaka und
die Sunda-Infeln, Rupfer Japan und Vorderindien, Petroleum Sumatra,
Barma und Japan.
9. Flüsse. Sibirien hat drei große Ströme, den Ob-Irtisch, der mit fast
3 Mill. qkm das größte Stromgebiet Asiens hat, den Ienissei und die Lena.
Sie münden in das für die Schiffahrt bedeutungslose Nördliche Eismeer.
Auch der 0 hat drei große Ströme: den Amur, den ^oanghö^ und den
Iantsekiang^. Der in ein meist eisbedecktes, seichtes Meer mündende,
etwa fünf Monate zugefrorene Amur ist unwichtig für den verkehr. Die
größte Bedeutung hat der Iantsekiang.
Hinterindien und Vorderindien haben je zwei für die Schiffahrt wichtige
Ströme, jenes den Mekong und den Irawadi, dieses den Ganges-Brahma-
putra und den Indus.
1 S. @.60, Anm.1. — 2d. i. Gelber Fluß. — » D. i. Strom der Provinz Jang (an der
Mündung).
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: Turan
Extrahierte Ortsnamen: Asien Vorderasiens Nordeuropa Vorderasien Europas Asiens Sibirien Afrika Südwestasien Austral-Asiatischen China Indien Sumatra Indien Borneo Sumatra Sibirien China Westasien Sachalin Japan Japan Petroleum_Sumatra Japan Asiens Hinterindien
Rückblick.
67
Mesopotamien durchströmt der schiffbare Luphrat-Tigris, dessen Mündung
Schatt el-Arab heißt.
In den Aralsee münden Amü und Ssyr, i:n Hochland Hanhai endet der
Tar^m. Alle drei sind schiffbar.
Auffallend ist an den Flüssen Asiens:
a) Line Anzahl großer und kleiner Wasseradern gehört abflußlosen
Gebieten an, die zusammen fast ein Drittel des Erdteils ausmachen. Sie
füllen Seen oder verschwinden im Sande der Steppen und Wüsten.
b) Große Ströme treten aus dem Gebirgskern Innerasiens hervor.
c) Mehrere Flüsse haben Czuell- und Mündungsgebiet gemeinsam, bilden
also eine Art Zwillingsströme.
jo. Seen. In den Ebenen des westlichen Erdteils sind Reste eines früheren
Meeres der Aafpifche See, der größte Landsee (440 000 qkm), der Aral-
see und der Balkasch. Der größte Gebirgssee ist der tiefe Baikalsee * (§ 25 0«
(Er wässert zum Ienissei ab. Sehr groß ist die Zahl der kleineren Seen.
U. Die zur Hälfte von Europäern abhängige Bevölkerung (Tabelle § 47)
beträgt etwa 820 Millionen. Den N und O hat die Mongolische Rasse inne,
den Sw die Mittelländische, den fernsten 80 die Malaiische.
Die Volksdichte ist sehr ungleich (s. die Karte im Atlas!). Etwa doppelt
so dicht wie im Deutschen Reiche wohnt die Bevölkerung in den chinesischen
Tiefländern, in Teilen Vorderindiens und Japans, ferner in Java.
\2. Religion. Süd- und Vorderasien sind die Heimat der großen Welt-
religionen. Die älteste ist der Brahmanismus, die „Religion der Aasten",
eine „Lehre für die höheren Stände". Der größte Teil Indiens gehört dieser
Religion an. Die Zweitälteste, der Buddhismus, ist die Hauptreligion der
Mongolen. In Vorderasien haben die drei monotheistischen Weltreligionen,
das Judentum, das Christentum und der Islam, ihren Ursprung. Juden
gibt es in Asien etwa \,25 Mill., Christen etwa 20 Mill., Mohammedaner
in Vorderasien, Turan, Teilen Innerasiens, in Vorderindien und auf den
Malaiischen Inseln etwa ^50 Mill.
In China ist die Lehre Aonfutfes, eine Sittenlehre, die Staatsreligion,
aber die ihr nahe verwandte Lehre des Taoismus hat auch viele Anhänger,
obwohl sie durch eine zahlreiche j)riefterschaft zu Zauberei und Geister-
bannung entstellt ist. — Die Nordasiaten sind Heiden.
Wirtschaftlicher Nutzen für die Europäer:
Das Indische Raiserreich ist der beste Edelstein Großbritanniens. Zahl-
reiche britische Dampferlinien und Eisenbahnen dienen dem englisch-indischen
Handelsverkehr. Deranteil anderer Völker am indischen Verkehr ist sehr gering.
1 Baikal jakutisch — Reicher See. Seine Oberfläche entspricht der Größe Ostpreußens.
5*
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TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
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Extrahierte Personennamen: Turan
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Balkasch Malaiische Japans Indiens Asien Vorderasien China Größe_Ostpreußens
§ 43, 4. Ostasien. — a) Amurländer, Mandschurei, Korea. — b) China. 53
Die Bevölkerung besteht meist aus Mongolen, im N aus Tuuguseu und Russen,
im S aus Maudschu, Chinesen, Koreanern. Mit Ausnahme des nördlichen Streifens
liefern Ackerbau, Viehzucht und Bergbau guten Lohn.
Der russische Hauptort und Endpunkt der Sibirischen Bahn ist «Wladiwostoks
der im Winter vereisende Hafen am Japanischen Meer. Den chinesischen Hanptmarkt
bildet fmukden, die Begräbnisstätte der chinesischen Kaiser.
Die Halbinsel Korea, ein Kaiserreich von 10 Millionen Einwohnern, geriet
in Abhängigkeit von Japan. Es ist vorwiegend ein Landwirtschaftsland (Reis,
Bohnen), führt aber auch Kupfer und Gold aus.
fsöul [ßausj ist eine Stadt von chinesischem, schmutzigen Aussehen.
Japanisch sind die früher russischen Pachtungen an eisfreien Buchten des
Gelben Meeres: Port Arthur, der Kriegshafen, und Dalni 2, ein großartig
angelegter Handelshafen. Dorthin führt eine Abzweigung der Sibirischen Bahn.
b) China.
China, das Drittel des Chinesischen Reiches, in dem 97% der chinesischen
Reichsbevölkerung wohnen (§ 47), ist der halbkreisförmig vorspringende Teil
Ostasiens zwischen den Golfen von Tfchili und von Tongking. Es
zerfällt durch die Ausläufer des Kuenlun [kwenhm] in einen nörd-
lichen und einen südlichen Teil.
Zwischen beiden Teilen bestehen große Unterschiede.
1. Der Nord teil ist ebener und größtenteils Tiefland, hat fruchtbaren
Lößboden3 (§ 236, Fig. 60) und reiche Steinkohlenfelder, wenig Baumwuchs,
kahle Berge und reiche Ackerfluren in der Ebene (Weizen, Hülsenfrüchte, Baum-
wolle). Dieses „Land der gelben Erde" gehört zu den gesegnetsten Gegenden
der Erde. Den Verkehr vermitteln fahrbare Straßen, die Kamele, Pferde, Maul-
tiere und Esel beleben. Zuweilen verursacht der aus seinem Bette ausbrechende
Hoangho* verheerende Überschwemmungen. Er hat keinen großen Wert für
die Schiffahrt. Das Klima ist rauher, der Winter trockener als in Südchina.
2. Südchina hat steile, schluchtenreiche Gebirge, denen auch breite
Täler nicht fehlen. Es besitzt üppigeren Baumwuchs, mittelmeerische
Vegetation mit immergrünen Sträuchern und baut vorwiegend Reis
(Bild 31), Tee (Bild 33), Zuckerrohr (Bild 15), Baumwolle und Maul-
beerbäume^. In den Gebirgen hat Südchina nur schmale Saumpfade
1 D. i. Beherrscher des Ostens. — 2 Sd. t. die Ferne.
3 Der Löß ist ein kalkhaltiger und toniger, gelblicher Sand, der durch Winde seit
Jahrtausenden aus dem Gebirge ins Chinesische Tiefland getragen und von Gräsern und
Kräutern festgehalten wird. Er unterscheidet sich von Lehm durch sein poröses Gefüge
und die senkrechten Röhrchen, die von den Graswurzeln herrühren und den Abbruch in
senkrechten Wänden erklären. Ausreichend bewässert, zeigt sich der Löß äußerst fruchtbar.
Daher ist die Volksdichte im Chinesischen Tieslande, wo er in oft 600 m hohen Schichten
lagert, staunenswert. Wb. Hölze! Nr. 39.
4 Der Hoanghö, d. i. Gelber Fluß, wegen seines schaumigen, gelben Lößschlammes
so genannt, hat wie andere chinesische Flüsse durch Ablagerung der Sinkstoffe sein Bett
im Unterlauf erhöht und mußte darum eingedämmt werden. Solche Flüsse eignen sich
gut zur Bewässerung des Landes. Ihre Dammdurchbrüche sind aber äußerst gefährlich.
— Nach dem weit über das Salzwasser sich verbreitenden gelben Wasser heißt auch das
Meer, in das der Hoünghö mündet, „Gelbes Meer".
5 Für die Zucht der Seidenraupen. China erzeugt etwa die Hälfte der gesamten Rohseide.
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Extrahierte Personennamen: Arthur Südchina
Extrahierte Ortsnamen: Ostasien Mandschurei Korea China Maudschu Japanischen_Meer Korea Japan China China Ostasiens Tfchili Südchina Südchina China